General Henri Guisan
 
Publiziert von Ka E. am 10.4.2016
   
 
Von:   Ka E.
Datum: Sonntag, 10. April 2016
An: Robi

Betreff:
Unser General


Lieber Robi
 
Es hat mich sehr gefreut, Dich wieder zu sehen.
 
Wie angekündigt, schicke ich Dir - als dem dritten Zeitzeugen -  den Bericht, den ich nach dem Anlass im Victoria Jungfrau an einige Freunde des Freitagsclubs geschickt habe. Siehe unten.
 
Der Freitagsclub ist eine Runde, in der aktuelle Fragen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik diskutiert werden, früher bei persönlichen Treffen, heute meist via E-Mail. Und wir führen auch einen Blog im Internet.
 
Da ich auf Deiner Karte keine E-Mail-Adresse entdeckte, drucke ich das E-Mail aus und schicke es Dir mit der Post.
 
Ich wünsche Dir und Deiner Frau alles Gute, vor allem gute Gesundheit.
 
Herzliche Grüsse
 
Ka E.   
 
PS. Robi kam an die Hauptversammlung des Heimatvereins und hat sich mir als den "dritten Zeitzeugen" geoutet.
 
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Von: Ka E.
Datum: Samstag, 9. April 2016
An:  Es K. und weitere

Betreff:
Unser General

Lieber Es K.
 
In Analogie zum Sauna-Befund, hier der Bericht über den Gedenk-Anlass zum 75-jährigen Bezug des HQ in Interlaken.
 
Die wundervolle Salle Général Guisan im Victoria Jungfrau war platschvoll. Man platzierte Stühle in den Gängen, Stehende hinten, auf beiden Seiten und im breiten Eingangsbereich.
 
Einleitung durch den Gemeindepräsidenten Graf von Interlaken, SP (sei gemässigt, sagte man mir).
 
Referat des Historikers Dr. Stüssi, ein Zürcher, sei grosser Kenner des Weltkrieges. Referat im Proki-Schreiber-Stil der 70er Jahre. Passt ein bisschen zur Zeit vor 75 Jahren. Der Mann ist entschuldigt, ist ja nicht mehr der jüngste.
 
Dann Befragung von Zeitzeugen, die dem General persönlich begegneten. Interessant, der älteste war 94. Der 99-jährige Eingeladene konnte nicht kommen, weil Gesundheitsprobleme. 
      
Der Vortrag von BR Maurer war sehr gut, der Mann hat Übung in solchen Dingen. Frei gehaltene Rede. Dann gekonnt "demonstrativ" Aufsetzen der Brille und Blättern in einem Ordner auf der Suche nach Zitaten aus der damaligen kritischen Zeit, Fröhlicher, Pilet-Golaz, und andere der Elite. Alle sagen, dass jetzt eine neue Zeit angebrochen sei, ein neuer Mensch entstehe, und man sich anpassen müsse, und man früher oder später in diesem grosse Gebilde aufgehen werde.
 
Die Zitate könnten allesamt aus den letzten Jahren stammen.....
 
Ausgezeichnete Schilderung der Persönlichkeit von Guisan, der wider Willen zum Staatsmann wurde, aus der Zeitsituation. Überragende Persönlichkeit, Gesten und Kommunikation im richtigen Moment und gegenüber den richtigen Leuten, dem einfachen Mann (und Frau). War zwei bis drei Tage in der Woche unterwegs, Besuche bei der Truppe und beim Volke. Kein Schreibtischgeneral. Ein Beispiel:  von der Rütli-Rede gibt es keine Dokumente, freie Rede, Zuhörer, leicht erhöht, blickten gegen See und Gotthardlinie, nicht umgekehrt......  M.E. eigentlich ein bisschen mit Churchill zu vergleichen. Jedenfalls eine der grössten Persönlichkeiten, welche die Schweiz hervorbrachte.
 
Ueli Maurer erzählte wie seine Eltern am Beerdigungstag von General Guisan weinten, und man an diesem Tag zu spät mit dem Melken begann. (Ueli Maurer wuchs auf einem kleinen Bauernhof im Zürcher Oberland auf.) An der Beerdigung von General Guisan 1960 nahmen 250'000 Leute teil.

Die Geschichts-Besserwisser und EU-Freunde sind fleissig am Herabwürdigen. Die 68er-Lehrer wirken......
 
Nachher Bemerkung zum Nebenmann "gute Rede", Zustimmung.
 
Am Apero steuerte ich, nach einem Rundumblick, an ein Stehtischchen. Einstieg mit der Bemerkung "ich kenne effektiv hier niemanden, ausser BR Ueli Maurer.....!" Das Eis war gebrochen, ganz interessante Gespräche. Meiner Testbemerkung "gute Rede" wurde zugestimmt.
 
Plötzlich, ein bekanntes Gesicht in der Nähe, im Gespräch mit zwei Besuchern. Es war ein Studienkollege, bekannt vom Marsch durch die Unigänge zur nächsten Vorlesung. Nach Begrüssung und Abgleichung des gegenseitigen Informationsstandes interessante Gespräche. Dann die Testbemerkung "gute Rede". Zustimmung von links und rechts, Zeughauschef, Sektionschef bernische Verwaltung. Der Studienkollege, in der Mitte, fand, die heutige Zeit sei eben anders, und 1291 habe da nichts zu suchen (Ueli Maurer, zitierte auch den Bundesbrief, in dem stehe, dass wir selbst sagen wollen, wo es "dure" geht....), es sei eine SVP-Rede gewesen, mit der er nichts gemein habe..... Meines Wissens war sein Vater bei der FdP (oder gar BGB?). 
 
Der 94jährige erzählte, wie es in Interlaken, Unterseen und Umgebung viele Nazis gegeben habe. Sie seien eines Tages (wohl ca. 1940) als Jugendliche zusammengerufen worden, und der Pfarrer hätte ihnen beigebracht, man befürchte, dass die Nazis Waffen erhielten. Sie sollten diese unauffällig beobachten bzw. um ihre Häuser herumstreichen und sofort melden, wenn sie Verdächtiges entdecken. Die Jungen wurden dann zum Landsturm zusammengezogen, und man brachte ihnen das Schiessen bei.....
 
Die Zeitzeugin berichtete wie sie und ihre Schwester vom General ein Müntschi erhalten haben, als sie diesem Blumen überreichten. Und der dritte Zeitzeuge, noch jung, nur 81, schilderte wie er als kleiner Bube dem General, der hoch zu Ross daherkam, "Bonjour, mon général, je suis aussi vaudois!" zurief (er war in Wilderswil bei seiner Grossmutter in den Ferien.)
 
Der General war häufig in der Umgebung von Interlaken anzutreffen, meist auf seinem täglichen Ausritt, und hatte Kontakt mit der Bevölkerung, wovon diese Zeitzeugen erzählten......
 
Nachtrag in dieser Fassung:  Auch mir kommen die Erinnerungen hoch. Nicht weit vor unserem Haus, in dem ich aufwuchs, führte die Reit-Route "Rund um Interlaken" vorbei. Ich erinnere mich, dass da häufig Offiziere hoch zu Ross daherkamen. Es könnte also durchaus sein, dass General Guisan dabei war. Vielleicht hat man mir sogar davon gesprochen - ich war wohl noch zu klein um das zu verstehen. - Aber, als ich mit meiner Mutter im Dorfladen war, pflanzte ich mich vor einem Soldaten, der zufällig im Laden etwas kaufte, auf, musterte diesen von unten nach für mich weit oben und sagte zu ihm "Dädi o Dadat, Dadate epfe" (Ätti ist auch Soldat, Soldaten klöpfen - schiessen). Von meiner Mutter so berichtet - ich war etwa 2 1/2 Jahre alt. Und des Nachts hörte man die Bomber brummen, auf ihrem Flug nach Norditalien, und Mutter musste die Fenster verdunkeln.- Also, das wäre mein Beitrag als Zeitzeuge.
 
Wenn ich mir die Aussagen der Zeitzeugen und die in den Referaten zum Ausdruck kommende Einstellung zu unserem Land vor Augen halte, frage ich mich, ob heute auch noch solcher Widerstandswillen wie damals im Volk vorhanden wäre. - Der "Steinbock" wollte ja noch vor wenigen Jahren die "Kavallerie" vorbeischicken (7. Kavallerie von Yuma)! Wäre von den EU-Freunden willkommen geheissen worden....... (Peer Steinbrück, SP, war Minister in der Regierung Merkel, Leutnant der Reserve.)
 
Im Hinausgehen, der Raum war schon ziemlich leer, war da noch BR Ueli Maurer im Gespräch an einem der Stehtischchen. Ich zögerte einen Moment, sollte ich mich hinzubegeben, ging dann aber nach Hause......Gelegenheit mit einem Bundesrat zu sprechen verpasst!
 
Ende der Berichterstattung. Ich musste sie ein zweites Mal abfassen. Die erste stürzte ab, verschwand im Nichts. Die zweite  - grad extra nochmals geschrieben, und grad extra noch ergänzt  -  ist ev. nicht so gut geraten wie die erste!
 
Ich publiziere mein Aufsätzli im Blog des Freitagsclub. So kann man es auch später nochmals lesen.
 
Freundlicher Gruss
 
Ka E.
 
 
PS. Ich liebe es noch immer, Aufsätzchen zu schreiben. Meine Noten damals meist:  J: 6  R: 5 oder 6  S: meist 4 oder 5
 
 
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Von:   Es K.
Datum: Donnerstag, 7. April 2016
An: Ka E.

Betreff:
Medien-Hype zum Thema Händedruck

Lieber Ka E.

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 Sauna-Befund zu Därwil vom 6.4.16: 100% Verärgerung über die windigen Verantwortlichen.

 Beste Grüsse

Es K.