Sieg
 
  Publiziert von Ka E. am 13.3.2015
 
 

Von Es K. vorgeschlagene Titelzeile:

"Wo das Geld ist, sind die Energiewender - und die Natur geht futsch bei irrelevantem Energienutzen"

Lieber Es K.
 
  In der BaZ wurde wieder in mehreren Artikeln auf die unrealistische Energiestrategie mit "Energiewende" hingewiesen und gefordert, diese zumindest zu überarbeiten.
   
  Die Realität:

  Am letzten Samstag bin ich nochmals in die Freiberge Langlaufen gegangen, wahrscheinlich das letzte Mal in diesem Winter. Strecke von Le Cernil, oberhalb von Tramelan, gegen Westen - Les Breuleux - La Ferrière. Auf der Strecke wird man jetzt beidseits von 150 Meter hohen Windturbinen begleitet, über den Wäldern auf beiden Seiten sichtbar und surrend. Die schönen, einsamen Freiberge werden zerstört. Werden zu einer Art Industrielandschaft.

Am letzten, darauffolgenden Sonntag wurde in Tramelan, und am Montag in Saicourt ein weiterer Windpark bewilligt. Strecke diesmal von Le Cernil gegen Osten - Les Genevez - Moron. Gegen 60 % Ja-Stimmen. Die Energiewender frohlocken, feiern den Sieg und den  "Durchbruch".

Mit Macht, Angstmacherei, steter Beeinflussung, hohen Subventionen wird die Energiestrategie 2050 durchgezogen. Das Verhalten der Gesellschaft soll umfunktioniert und staatlich bewirtschaftet werden. Ein derart weitreichender, langdauernder und teurer Entscheid hätte dem Volk vorgelegt werden müssen. Stattdessen wählte man die Strategie der steten Beeinflussung und der Schaffung vollendeter Tatsachen in möglichst vielen Gemeinden. Die Wahrscheinlichkeit ist damit gross, dass das Volk in einer allfälligen Abstimmung zustimmen wird.

Die Gemeinden und Landbesitzer werden gekauft. Da fliesst sehr viel Geld. Der beschlossene Windpark auf dem Montagne de Tramelan kostet 38 Mio., pro Windturbine um die 4 Mio. Wenn man für den Abbau und Entsorgung der seltenen, z.T. giftigen Metalle 5 Mio. hinzuzählt, braucht es, wie ich überschlagsweise berechne, über 80 Jahre bis die Investition amortisiert ist, bei heutigen Strompreisen. Die in der Studie von Prof. Borner berechneten Kosten von 100 Mia. für die "Energiewende" sind nicht zu hoch, sondern eher zu tief gegriffen. - Da wird vorerst der Gemeinderat bzw. das Gemeindeparlament gewonnen. Die Gemeinde erhält Zehntausende von Franken an Konzessionsgebühren, jährlich. Dann wird an der Gemeindeversammlung der Zonenplan geändert, Zulassung von Industriebauten in der Landwirtschafts- und Waldzone. Die Landbesitzer erhalten Zehntausende von Franken für die Platzierung, pro Windturbine, jährlich. In einem im Internet feststellbaren Fall sind es 15'000 Franken jährlich für eine Windturbine. Dann wird versprochen, man werde das ortsansässige Gewerbe berücksichtigen (Erstellung der Gebäude im Windpark, Erstellung der Zufahrtsstrassen). Ein Landwirt, der neben seinem schönen Jurahof eine Windturbine zuliess gestand, dass er damit höhere Einkünfte als mit dem Milchgeld erziele. - Bei näherer Fokussierung stellt man fest, dass offenbar Politiker in der Planung und im Bau von Windturbinen aktiv tätig sind, welche im Parlament als vehemente Befürworter der "Energiewende" auftreten und wegen ihrer Nähe die Bundesstellen entsprechend "beraten". Jedenfalls muss man dies aus den Tätigkeitsfeldern ihrer Firmen schliessen. Eine objektive Auseinandersetzung und Beurteilung des Problems ist da nicht zu erwarten.

So haben die Gegner einen schweren Stand. Ihre Argumente, Verursachung von Kopfweh, Strahlenbelastung, Schattenwurf, ständiger Lärm werden weggeputzt, höchstens lächerlich gemacht, der Atomausstieg habe eben Vorrang. Noch schwerer haben es die Argumente der Natur- und Landschaftsschützer: der Tod von Tausenden von Vögeln und Fledermäusen und die Verschandelung der Landschaft wird in der Berichterstattung über die Diskussion nicht einmal erwähnt.

Schau Dir dieses Video an http://www.info-eolienne.ch/video.php 

Jura Tourisme macht Werbung für den "Chemin éolien", der über die "zauberhaften" Höhen des Jura führe, von Windturbine zu Windturbine. Fatalismus! Wer geht da noch hin? Richtig, die toten Vögel und Fledermäuse werden weggeschafft sein, wenn die Wanderer eintreffen, von Füchsen, Dachsen und Mardern - oder doch vom gut entlöhnten Personal?

Da und dort macht sich Opposition bemerkbar. Anfang Oktober letzten Jahres haben die Bürgerinnen und Bürger von Bourrignon, hoch über Delsberg, den Bau von 14 Windturbinen an der Urne bachab geschickt. Da wehren sich die Gegner, "die grossen Städte kommen um unser Land zu stehlen", verzweifeln und drohen, dass sie die Windturbinen sprengen werden, wie zu alten Jurakampfzeiten die Strommasten.

Dem Internet entnehme ich, dass im Jura noch zwei weitere Windparks geplant und in nächster Zeit zu realisieren sind, in Quatre Bornes bei Sorvilier und auf Pré Richard in Court. Wenn es geht wie in Tramelan und Saicourt, wird da auch die Zustimmung zu erwirken sein. Bald wird das gesamte Gebiet des Berner Jura und des Kantons Jura von Windturbinen bedeckt sein, sichtbar von praktisch jedem Punkt auf der gewellten Hochebene. Im Kanton Bern sind noch zwei weitere Projekte aktuell, eines bei Eriswil und eines im Eriz. Ich lese, dass sich Gemeinden bereits um den Standort von Windturbinen reissen, der lukrativen Einkünfte wegen, sogar bei ungeeigneten Windverhältnissen. Im Parlament machen Gewerbevertreter Vorschläge, wo noch Windturbinen hingestellt werden könnten.

Es gibt umfangreiche Studien der Behörden, und auch Websites mit dem Ziel, der Energiestrategie 2050 zum Durchbruch zu verhelfen. Standortstudien für praktisch jeden Hügel für Windturbinen, auch in Naturschutzgebieten. Einer dieser Studien ist zu entnehmen, dass der Anteil der Windenergie an der Gesamtenergieproduktion 2,5 % im Jahre 2035 und 6,8 % im Jahre 2050 sein soll. Zurzeit beträgt er 0,01 %! Hiezu seien 800 Windturbinen notwendig, verstreut über das ganze Land. Sollte das Bevölkerungswachstum mit entsprechender Zunahme des Energiebedarfs wie bisher weitergehen, wird dieser Anteil viel tiefer sein, vielleicht bei 2 bis 3 Prozent. Nicht zu vergessen ist, dass dabei Produktionskapazitäten für die Bandenergie bereitstehen müssen, weil ja der Wind sehr unregelmässig weht. Strom aus Kohlekraftwerken in Deutschland, oder neu zu bauende Gaskraftwerke in CH?

Das ist eine höchst unwirtschaftliche Angelegenheit. Zum Preise einer gigantischen Zerstörung von Natur und Landschaft.

Angela Merkel ist dieser Tage nach Japan gereist um die Japaner anzuhalten aus der Atomkraft auszusteigen. Antwort von Ministerpräsident Abe: "Wir benötigen die A-Werke!" Und Ende der Diskussion.

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Ich schaue mich auf den Websites der Landschaftsschutz- und Naturschutzorganisationen um:

Stiftung Landschaftsschutz. Auf der schlecht zu handhabenden Website konnte ich das Thema "Landschaftszerstörung durch Windturbinen" nicht ausmachen. Die vor einiger Zeit dort aufgefundenen "Richtlinien für die Planung von Windturbinen" sind verschwunden. Kein Thema. Im Stiftungsrat sind bekannte "Energiewender" und Atomgegner. Vor einiger Zeit hiess es, man sei dran, man kämpfe dagegen. Der betreffende Mann wurde wohl in Pension geschickt. Die Stimme ist nicht mehr zu hören. Hoffentlich gelingt es, entsprechend ihrem Bekenntnis, Windturbinen vom UNESCO-Weltnaturerbe Jungfrau-Aletsch fernzuhalten. Dort sind nämlich die besten Windverhältnisse.

WWF Schweiz. Landschaftszerstörung durch Windturbinen oder Tötung von Millionen von Vögeln und Fledermäusen kein Thema. Man sammelt Unterschriften gegen die zweite Gotthardröhre, gegen den CO2-Ausstoss. Die in wartender Kolonne stockend anfahrenden Autos stossen kein CO2 aus....! Und es wird aufgezeigt, wie jede Gemeinde ihr Potential an "erneuerbaren" Energien ausnützen könne, inkl. Energie aus Windturbinen.

Greenpeace. Landschaftszerstörung durch Windturbinen kein Thema. Wollen den Atomausstieg. Nur noch "erneuerbare" Energien! Aus Landschaftsschutzgründen...!

Pro Natura. Landschaftszerstörung durch Windturbinen kein Thema. Dafür werden Tümpel für Kröten gebaut. Ist an sich gute Idee. In einem Nebensätzchen steht, dass "ein Ausstieg aus unnachhaltigen Energieformen nicht dazu führe, dass der Natur- und Landschaftsschutz zu Gunsten des Ausbaus von erneuerbaren Energien vernachlässigt wird".

Fondation Franz Weber. Endlich befasst man sich da mit dem Thema "Landschaftszerstörung durch Windturbinen", nachdem man Jahrelang stumm war. Zu spät? Gehe auf http://www.ffw.ch, dort zu "Kampagnen" -> "Schutz der Natur und Landschaft". Hoffentlich hat er Erfolg wie mit seinen früheren Initiativen. Ich befürchte, dass mit diesem zaghaften Verhalten keine einzige Windturbine verhindert werden kann. Er ist ja auch für den Atomausstieg.

Schweizer Vogelschutz. Man bekämpft die geplante Windturbine auf dem Schwyberg (FR), weil mitten in einem Flugkorridor. Nach den Informationen auf der Website ist die Tötung von Vögeln und Fledermäusen und die Zerstörung der Landschaft durch Windturbinen eigentlich kein Thema, was aus Sicht dieser Organisation im jetzigen Zeitpunkt sehr notwendig wäre.

Stiftung pro Artenvielfalt. Windturbinen kein Thema. Man berichtet über den Vogelmord an Zugvögeln, Zähl-Camps in Kalabrien, Sardinien, Sizilien Zypern. - Ich lese, dass allein in den USA 600'000 Fledermäuse durch Windturbinen getötet werden, pro Jahr. Also 6 Mio. in 10 Jahren, und in 100 Jahren? Von Deutschland lese ich die Zahl von 250'000. Ähnliche Zahlen dürften für Vögel gelten...



Warum diese Haltung angesichts dieser sich abzeichnenden Landschaftszerstörung und Tötung der Arten. Anpasserei? In der Leitung und den Stiftungsräten sitzen Leute aus den selben Parteien, welche die Energiewende vorantreiben wollen. Und es fliesst Geld. Bei Nicht-Wohlverhalten könnte es den Landschaftsschutz- und Naturschutzorganisationen abgestellt werden... Vor wenigen Jahren kämpften diese Organisationen noch gegen jeden in der Landschaft stehenden Starkstrommasten.


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Lieber Es K., die Abfassung dieses Berichts erstreckte sich über mehrere Tage. Ich mag nicht mehr. Ich publiziere es im Blog. Soll ich das E-Mail noch an einige ausgewählte Adressen aus dem Adressatenkreis des Freitagsclubs senden? Vielleicht sende ich es noch an die Landschaftsschutz- und Naturschutzorganisationen.


Freundlicher Gruss

Ka E.